MeisterBürger* - Facillitation  (Pilotprojekt, Konzept in Arbeit)

Nach dem Konzept "MeisterBürger", das von Peter Sloterdijk und Barzon Brock in der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe entwickelt und für den normalen Stadt-Bürger gelehrt wurde, möchte ich Menschen begleiten, die sich ihrer Eigenschaft als Citoyen stellen wollen. Unsere Gesellschaft braucht Citoyens, mündige, aktive, engagierte, selbstbewußte Bürger. Leider haben wir im Deutschen kein Wort dafür. Und wo es kein Wort gibt, gibts auch kein Bewußtsein. Kein Begriff - kein begreifen, kein begreifen - kein Begriff.

Seit einigen Jahren beschäftigt mich das Thema sehr. Ich sehe meine Coaching-, Supervisions- und Berater-Kollegen eifrig in den Unternehmen arbeiten. Die größten Firmen unterhalten in den schönsten Villen eigene Fortbildungszentren, wo man heute alles unterrichtet, was die Förderung von Menschen, Teams, Kreativität, Kommunikation, Wohlfühlen, etc. angeht. Bis hin zu den fortschrittlichsten Ansätzen aus der humanistischen Psychologie, anarchistische (tatsächlich!) Führungsstile (welch ein Widerspruch, Anarchie bedeutet hierarchielose Selbstorganisation) bis rethinking organization von F. Laloux.

 

Aber gibt es in unserer Demokratie eigentlich eine ebensolche Förderung für die Bürgergesellschaft? Lernen wir irgendwo Partizipation, verschiedene Teilhabemodelle (die es alle längst gibt), gibt es Orte wo wir Bürger uns austauschen, zusammen neue  Ideen entwickeln, uns weiterbilden können, auf einer nicht individualisierten Ebene, sondern in einem Bewußtsein, daß wir ja eigentlich der Souverän sind? Wo sind die Orte, die regelmäßigen town halls (nicht nur vor Wahlen), wo wir unsere politischen Vertreter im Parlament befragen, beurteilen und zur Not auch abwählen können?

Wo lernen wir jenseits unserer Ideologien, Parteienzugehörigkeit, Glaubensrichtungen uns als Bürger zu begegnen? Wo sind die Räume für die heranwachsende Jugend sich erstmal neutral zu informieren und sich in menschlich haltgebenden Zusammenhängen zu entwickeln, ohne gleich einer Ideologie beitreten, bzw. sich gegen die Ideologien der Eltern abgrenzen zu müssen ? Mir scheint, daß da meine Zunft der psychologischen Begleiter einen wertvollen Beitrag zu leisten könnten, wenn sie sich auf den Pfad der eigenen politischen Positionierung machen würden.

 

Um den Souverän ist es schlecht bestellt, scheint mir. Und mein persönliche Vision geht seit einiger Zeit in die Richtung, all meine Erfahrungen und Methoden aus der Kunst der Bestärkung, Wiederaufrichtung, Heilung, Klärung, Verstehen und Ermutigung von Menschen, versuchen zur Unterstützung des Menschen als Citoyen, als mündiger und engagierter Bürger einzusetzen.

 

In naher Zukunft werde ich Gruppen anbieten, in denen wir uns mit dieser Thematik auseinandersetzen können:

- ein erneuertes ICH *** stabiles, ausbalanciertes, innerlich selbstorganisiertes - also souveränes ICH entwickeln. Das bedeutet, daß wir Vieles wieder verlernen müssen, was unsere bisherige Gesellschaft bzw das Wirtschafts- und Staats-System von uns zu entwickeln abgefordert bzw. zugelassen hat, wie Narzismus, Konkurrenz, Konsum, Machtstreben, uvm. und bisher als "normal" erklärt. Dem ist ganz und gar nicht so! Aus dieser Annahme entsteht bis heute sehr viel seelisches Leid. Das kann sich ändern, sobald wir "be-greifen" ! und Begriffe bilden, die unsere Bedürfnisse, Sehnsüchte und Vorstellungen beschreiben.

- Raum und Zeit haben, um sein eigenes Feld für ein gesellschaftliches Anliegen zu "beackern", das einem Sinn, Bedeutung und Freude macht

- im Kreis von Interessierten sein eigenes Bild von Citoyen-Sein entwickeln

 

Motto:  eine andere Welt ist möglich .....

- ein anderer Bürger, eine andere Bürgerin ist möglich ...... jenseits von Arbeiten, Karriere machen, Familie, Konsum, Unterhaltung.

- eine andere Gesellschafts-Athmosphäre ist möglich, wenn wir neue Haltungen zueinander entwickeln  ..... jenseits von politischem rechthaberischen gewinnenwollendem Streit, religiösen Konkurrenzen, ideologischen Feindschaften, verächtlichen Überheblichkeiten, utilitaristischen Bestrebungen sich selbst, dem anderen, der Gesellschaft und der Natur gegenüber

- eine andere Zukunft ist möglich: eine konviviale Welt**

 

 

* Der Profi-Bürger, Bazon Brock, Peter Sloterdijk (Hrsg.), 2011, München

     Handreichungen für die Ausbildung von Diplom-Bürgern, Diplom-Patienten, Diplom-Konsumenten, Diplom-Rezipienten und Diplom-Gläubigen

** Les Convivialistes.   Das konvivialistische Manifest. Hrsg von Frank Adloff, Claus Leggewie. 2014

*** Das erneuerte ICH, Danis Bois, 2008